Von der Plünderung des Klosters Lindesfarne im Jahr 793 bis zum Sieg Wilhelms des Eroberers in der Schlacht bei Hastings im Jahr 1066 haben immer wieder Menschen aus Skandinavien England und ganz Europa heimgesucht. Sie traten auf als Krieger und Zerstörer. Ihre Langboote brachten Tod und Vernichtung, aber auch ungekannten Aufschwung dort, wo eine Zusammenarbeit mit der alten Bevölkerung gelang.Entsprechend treten sie in den Quellen als raubende Wikingi auf, aber auch als Siedler und Überseehändler, die sich allmählich dem Gesetz unterworfen haben und später als Lawmen bezeichnet werden, als friedliche Nordleute unter dem Gesetz, dem Danelag.
Auf den britischen Inseln treffen die Nordleute auf eine geschwächte, zerstrittene Gesellschaft. Ihre Institutionen lassen sich vereinfacht zurückführen auf die Königshöfe von Wessex, Northumbria, Mercia und Middle Anglia sowie auf Kirche, Händler und Krieger. Die Schaltstellen dieser Institutionen besetzen die Mitglieder einer dünnen Schicht hochadliger angelsächsischer Familien, deren Einfluss sich auf die Herrschaft über Land und Leute stützt. Sie sind es, die die Geschicke des Landes bestimmen: als Berater und Dienstleute an den Königshöfen, als kirchliche Würdenträger, als Verwalter und Beschützer befestigter Handelsorte, den Boroughs, aber auch als Anführer der Huskarls, einer Gruppe gut ausgebildeter und gerüsteter Berufskrieger.
In Longboats sind die Spielenden das Oberhaupt einer dieser Familien. Sie streben die Vorherrschaft über ganz England an und versuchen dafür, möglichst viele der sieben gesellschaftlichen Institutionen zu kontrollieren. Entscheidend ist dabei die Herrschaft über Land und Leute in den Grafschaften, die das Domesday-Book als Shires bezeichnet.
In diesem Machtspiel treten nun die Leute aus dem Norden als neue Kraft auf. Zunächst als Bedrohung, die die Adelshäuser zur Kooperation zwingt. Dann aber liegt auch eine Chance in den Neuen. Für die Familie, der es gelingt, friedlichen Kontakt zu den raubenden Wikinger aufzunehmen und die Menschen aus dem Norden zu einem Leben unter dem Gesetz zu besänftigen, sind diese Menschen keine Gegner mehr, sondern eine weitere Stütze, um die Herrschaft über ganz England zu erreichen.
Longboats ist die zweite Erzählung in der Spiele-Reihe Europa sucht sein Gleichgewicht. Wie sein Vorgänger Carolingi simuliert auch Longboats einen gesellschaftlichen Kernkonflikt. Ging es bei Carolingi um innenpolitische Unruhe im Reich Karls des Großen, stellt sich nun die Frage, wie eine Gesellschaft mit Migration umgeht, die als Bedrohung, aber auch als Chance wahrgenommen werden kann.
Geschichte schafft Einsicht in Probleme der Gegenwart! Gelingt es dem Adel, die Leute aus Skandinavien als Bereicherung zu begreifen und in das angelsächsische England einzubinden, oder bleibt nur Kampf?